…oder: wie ich versuche einen Blog raus zu bringen
Es ist Freitag der 15. November 2024.
Mein Mann hat Geburtstag und möchte feiern. Das bietet sich an einem Freitag ja schließlich an. Er hat sich frei genommen und einen Plan: Friseur, einkaufen, Salate machen, Pizzabrötchen vorbereiten, Getränke kalt stellen. Ich kann in der Zeit arbeiten. Das Kind ist in der KiTa. „Wahnsinn… so organisiert wie das ist, kann ja nichts schief gehen“, dachte ich als wir vor ein paar Wochen die Planung für diesen Tag gemacht haben.
Kleine Planänderung
Dann die erste Änderung: Am gleichen Tag ist in unserem Dorf der St. Martins Umzug. Klar, dass unsere Tochter mitgehen möchte. Und ich möchte auch. Ja wirklich! Ich liebe unseren Martinsumzug und ich liebe, dass unsere Tochter ihn liebt und den ganzen Weg über singt und stolz ihre Laterne schwingt. Also, was tun?
Eine Lösung ist zum Glück schnell gefunden. Unsere Tochter und ich gehen mit meiner Schwester zum Umzug, während der Mann die Vorbereitungen macht. Auch wenn es schade ist, dass er nicht mitkommt, ist das ja ein geringer Preis für eine schöne Party und ein glückliches Kind.
Vorhersehbar und trotzdem jedes Mal überraschend
Am Tag vor der Party fällt uns ein, dass wir ja eigentlich immer Samstags den Haushalt machen. Bäder, Böden, Küche putzen und natürlich aufräumen. Also ist das Freitags alles noch gar nicht gemacht und für die Gäste soll es ja schön sein. Hm… das schafft mein Mann morgen ja gar nicht alleine, fällt ihm auf. Ich werde nervös. Ich muss doch arbeiten! Ich möchte am Blog feilen, die Bilder dafür bearbeiten, den Texten noch ein wenig Feinschliff geben. Also was ist die Lösung? Ihr ahnt es schon: Panikputzen am Vorabend (Ja, jetzt wo ich es schreibe, finde ich es selbst sehr amüsant – fand ich gestern noch nicht!). Das Chaos beseitigen, das gestern in totaler Langeweile gemalte „Fensterbild“ des Kindes weg putzen, die Spielecke aufräumen. Währenddessen steht unsere Tochter zig Mal in Wohnzimmer, weil sie nicht schlafen kann. Einer von uns geht also immer wieder nach oben und bemüht sich um Einschlafbegleitung. Um 22 Uhr schläft der kleine Mensch dann endlich. Wir setzen uns auf die Couch und schlafen unsererseits ein während der Fernseher weiter läuft. Geweckt werden wir von der piependen Waschmaschine. Also schnell noch die Wäsche aufhängen und ab ins Bett.
Happy Birthday
Der Wecker klingelt. Der Mann schläft noch. Ich wecke das Kind, welches wegen der Schlafprobleme am Vorabend sehr schlecht auf die Bitte aufzuwachen reagiert und sich gleich nochmal umdreht. Zum Glück habe ich ein Ass im Ärmel. „Geh doch mal dem Papa zum Geburtstag gratulieren. Dann bist du die Allererste heute.“, sage ich. Sie strahlt bis über beide Ohren, alle Morgenmuffeligkeit ist verschwunden und sie tappt zu Papa. Der freut sich sehr und die beiden kuscheln noch ein bisschen, während ich mich anziehe und die Sachen für unsere Maus raus lege. Gut gelaunt machen sich alle fertig. Was für ein entspannter Morgen. Wieso ist es eigentlich nicht immer so? Heute nimmt sogar meine Schwester die Kleine mit zur KiTa, was eine weitere Erleichterung ist. Der Tag startet perfekt.
Unterbrechungen
Mit meiner Tasse Kaffee und einer halben Martinsbrezel vom Vortag setze ich mich also ins Büro und beginne motiviert zu schreiben. „Et fluppt“ sagt man in unserer Region, wenn es läuft wie am Schnürchen.
Dann die erste Unterbrechung. Der Mann kommt und fragt ob die Einkaufsliste fertig ist. Ich bejahe und arbeite weiter. Die zweite Unterbrechung. Der Mann kommt rein, erzählt mir, wie sein Vormittag geplant ist und verabschiedet sich . Die dritte, vierte und fünfte Unterbrechung sind Geburtstagsanrufe. Ich vertröste alle Anrufenden und arbeite weiter. Die sechste Unterbrechung ist die Post, sie siebte mein Mann, der zurück ist und mich darum bittet die Einkäufe mit ihm auszuladen. Die achte Unterbrechung ist das Mittagessen, das zugegeben wirklich dringend war, obwohl ich gar nicht gemerkt hatte, dass sich ein kleines (riesiges) Hüngerchen eingestellt hat. Die neunte die Waschmaschine, die heute morgen schon zum 2. Mal freudig verkündet, dass eine Ladung Wäsche aufzuhängen ist. Huch! Schon ist es 13 Uhr.
Konzentration… SOFORT!
Ok, ich habe also noch eine Stunde, bis ich unsere Maus aus der KiTa abhole. Also Konzentration anschalten und noch schnell diesen Blogbeitrag fertig schreiben. Mit der Konzentration ist es aber eben so eine Sache. Die gefühlten tausend Tasks, die ich heute noch offen habe, verhindern jegliches Arbeiten. Hier ein kleiner Auszug aus meinem Gehirn: Du musst nachher noch die Haare waschen, aber vor dem Martinsumzug, danach sind schon Gäste da. Wenn wir aus der KiTa kommen mache ich schnell die 2 Dips, also erst danach Haare waschen. Wann schminke ich mich denn dann? Am besten nach dem Umzug, ich muss mich dann ja sowieso noch umziehen. Dann sind die Gäste eben schon da und müssen auf mich warten. Und wann dekorieren wir das Wohnzimmer? Hm, nach dem Haare waschen. Wann wollen wir nochmal zum Umzug los? 17:30? Wenn ich um 16 Uhr ins Bad gehe, wasche, föhne, dann kann die Maus noch was snacken und wir ziehen uns warm an, dann geht`s los. Hm, was ziehe ich der Maus denn an? Wie kalt wird es heute Abend? Oh, und vielleicht mache ich doch lieber vorher Dips und Deko? Ja. Also zwischen 14:30 und 16 Uhr: Dips, Snackgemüse schnippeln, Deko, Kind bespaßen… oh, das wird knapp. Hm, vielleicht muss die Kleine dann einfach mal TV schauen. Aber dann will sie nicht aus machen um sich umzuziehen und es wird stressig und wir werden alle nervös und…. STOP! Arbeiten. Jetzt.
Achtsamkeit? Schön wär`s.
Ich atme. Das habe ich im Achtsamkeitstraining gelernt. Atme, sei im Hier und Jetzt. Jetzt schreibst du diesen Blogartikel fertig. Jetzt ist nichts Anderes wichtig.
Mein Atmen wird jedoch jäh von einer wütenden Stimme in meinem Kopf unterbrochen: „Ich atme doch! Immer. Ständig. Und wer hat sich überhaupt diesen Mist mit dem Hier und Jetzt ausgedacht? Kann ja nur ein Mann gewesen sein. Hat der jemals was von Mental Load gehört? Ich hab keine Zeit fürs Hier und Jetzt. Ich hab sowieso für gar nichts Zeit.“
Und während ich diese Dinge denke, fliegen meine Finger über die Tasten und schreiben diesen Text. Der Adrenalinkick meiner Wut bringt die Konzentration zurück. Nicht gesund, nicht achtsam, aber immerhin produktiv. 😉
Und jetzt? Lasse ich die Arbeit für heute einfach Arbeit sein. Der Artikel ist fertig und den Launch schiebe ich einfach noch ein paar Tage nach hinten. Das Leben hat gerade andere Pläne.
Und so wird der Rechner jetzt herunter gefahren. Ein Blog schreibt sich eben nicht an einem Tag und Geburtstag hat der Mann ja auch nur 1 Mal im Jahr.
Vielleicht erkennt ihr euch ja in der einen oder anderen Situation wieder. Und wenn das so ist, lasst mir gerne mal einen Kommentar da, was bei euch diese Woche so alles schief gelaufen ist. Denn dann fühlen wir uns alle nicht mehr so alleine. 😉
Liebe Grüße, eure Cori
PS.: Ja, ich weiß sehr gut, wie glücklich ich mich schätzen kann einen Mann zu haben, der mich unterstützt und so selbstständig Dinge im Haushalt übernimmt, ja sogar seine eigene Party weitestgehend selbstständig vorbereitet. Ich weiß, dass viele Menschen diesen Support nicht haben.
Trotzdem bitte ich euch, keine Diskussion loszutreten die Vergleiche anstellt und mir vermittelt „wie gut ich es habe“ im Gegensatz zu anderen Menschen. Das ist mir sehr bewusst. Trotzdem wird mir oft einfach Alles im Leben zu viel. Meine Gefühle sind valide und ich darf sie fühlen und ausdrücken. Mein Respekt geht an alle Menschen, die wesentlich mehr auf der Tapete haben als ich und es (zumindest von außen betrachtet) so viel besser hinkriegen als ich.
Liebe geht also raus an euch alle hier. Ihr rockt das!