Warum kriege ich das eigentlich nicht hin?

Oder auch: Mein Imposter-Syndrome und ich…

Kennst du das? Du hast oft das Gefühl, dass alle Anderen ihren Shit-Together haben, nur du nicht?

Willkommen im Club!

So geht es mit sehr oft. Ich vergleiche mich mit anderen Mamas auf dem Spielplatz – „Krass, wie gut die mit 3 Kindern aussieht! Ich hab nur eins und sehe manchmal aus, als hätte ich 5.“. Mit meinen Korrekturleser*innen – „Wieso habe ich diesen Fehler nicht selbst gesehen / vermieden? Ich bin einfach zu schusselig! Wer weiß ob ich nochmal einen Auftrag bei dem Verlag bekomme.“, mit meiner Schwester – „Die hat schon im März den Garten auf Vordermann gebracht, den Hof gereinigt und alle Fenster geputzt. Ich bin echt so faul. Wieso bin ich damit noch nicht fertig?“.

Genau diese Vergleiche führen bei mir dazu, dass ich mich bei Allem was ich beruflich oder privat erreicht habe als Schwindlerin empfinde. Wenn ich etwas Gutes erreicht habe, freue ich mich wenig darüber, denn den Erfolg schreibe ich nicht mir und meiner harten Arbeit zu, sondern einem Zufall, der Hilfe, die ich durch meine Familie erhalten habe, oder dem Wohlwollen Anderer. Und immer, ja wirklich immer frage ich mich: wann fällt denn den Menschen endlich auf, dass ich rein gar nichts kann!

Das Hamsterrad lässt grüßen

Und genau aus diesem Antrieb heraus gebe ich Alles, viel mehr als mein Körper oft schaffen kann, um bloß nicht enttarnt zu werden.

Die Kuchenspende für die KiTa am Montag – kein Problem! Muss ja keiner wissen, dass ich das ganze Wochenende an einem beruflichen Projekte gearbeitet habe und das Gebäck nachts um 22 Uhr in den Ofen geschoben habe.

Die Fertigstellung eines Projektes, für das ich eigentlich keine Zeit mehr habe? – Was soll`s, ich muss Geld verdienen. Dann mache ich das eben Abends, wenn die Kleine im Bett ist. Schließlich brauche ich den/die Kund*in weiterhin.

Die Gartenarbeit – das Wochenende hat 48 Stunden. Das schaffe ich, wenn ich morgens gleich nach dem Frühstück anfange. Muss aber um jeweils im 17 Uhr fertig sein um dann das Abendessen zu kochen, ist klar.

Und dann kommen die Freunde, die Nachbarn, der Mann und sagen: „Krass, wie fleißig du warst.“. Und was passiert mit mir? Für eine Millisekunde bin ich glücklich. Ich strahle. Endlich habe ich etwas zufriedenstellend fertiggestellt.

Doch dann…

Die Zweifel. Habe ich den Hof auch zu 100 % von Moos und Schmutz befreit? Ist der Kuchen überhaupt gut geworden? Will mein*e Kund*in mich für weitere Projekte buchen? Oder war Alles Schrott, was ich fabriziert habe? Ja, es kann überhaupt nicht sein, dass ich irgendwas gut gemacht habe. Da muss ein Haken sein, ein Fallstrick. Wann fällt denen auf, dass ich gemogelt habe, nicht genug Energie hinein gesteckt habe? Wann bemerken sie, dass alle Anderen es sicher 100 x besser machen als ich?

Einatmen – Ausatmen

Der Stress, den ich mir durch diese Selbstzweifel erzeuge wiegt schwer. In der Vergangenheit habe ich ihn nicht einmal bemerkt. Er war mein Antrieb. Die Angst vor der Bloßstellung meiner Ineffizienz und meines Schwindels, der Fassade, die ich mir so sorgsam aufgebaut hatte, war mein täglicher Begleiter. Und Angst ist ein sehr starker Motor. Diesen Motor lange zu betreiben macht auf Dauer aber krank – körperlich und seelisch.

Ich lerne seit einigen Jahren, meiner Angst weniger Raum zu geben. Mich zu akzeptieren wie ich bin und weniger in den Vergleich zu gehen. Das ist harte Arbeit und auch meistens nicht alleine zu bewältigen. Man braucht ein stabiles Umfeld, das einen unterstützt und meistens, wie in meinem Fall, braucht man professionelle Hilfe von Psychologen. Denn niemand ist ein*e geborene*r Schwindler*in. Wir geben alle unser Bestes um in dieser Welt zu bestehen. Und wenn etwas mühelos erscheint, dann kann es das für diese Person tatsächlich in diesem kleinen Bereich sein, dass es sie tatsächlich keine Mühe kostet. Es kann aber auch sein, dass sie will, dass es so aussieht – schließlich können die Anderen das ja auch so mühelos.

Und genau deshalb schreibe ich unter alle meine DIY Anleitungen, dass es ok ist, wenn du es nicht selbst machst. Wenn du dem Druck, den die Gesellschaft und du selbst dir auferlegen nicht nachgibst. Wenn es dir zu viel ist: lass es sein! Du musst niemandem vormachen, dass du so mühelos dein Leben organisierst und dabei noch Zeit hast zu backen, zu kochen, zu basteln, die Care-Arbeit zu übernehmen… Gerade dann nicht, wenn du immer die Sorge hast enttarnt zu werden. Enttarne dich selbst! Kauf den Kuchen für die KiTa beim Bäcker ein, bestell‘ heute Abend einfach Pizza für Alle, shoppe ausgiebig auf einem Kreativmarkt oder bei Etsy und Co.. Du bist wertvoll, egal wie viel du leistest.

Abschluss

Danke, dass du bis hier her gelesen hast. Es bedeutet mir viel, wenn ich solche Artikel über mich und meine Stolpersteine im Leben schreibe. Schließlich gebe ich ein Stück der Illusion weg, die viele Creator*innen online sorgsam wahren. Das kann dazu führen, dass ich im Game der Influencer und DIY-Queens und -Kings nicht besonders hoch angesehen werde. Trotzdem ist es mir wichtig, das mit dir zu teilen. Weil dieser Blog wie ich ist: unperfekt und doch genau richtig.

Danke!

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